Hufrehe Pferd
Hufrehe ist eine ernsthafte und schmerzhafte Erkrankung des Pferdes. Sie tritt häufig als Folge einer Störung des Stoffwechsel beim Pferd auf. Daher ist es grundsätzlich ratsam, Fütterung und Haltung genau unter die Lupe zu nehmen. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung ist entscheidend, da Pferde als Fluchttiere oft erst spät Symptome zeigen. In diesem Artikel erfährst du, wie du Hufrehe erkennst, was die Ursachen sind und wie du deinem Pferd im Krankheitsfall helfen kannst.
Entstehung von Hufrehe
Das Hufbein des Pferdes ist elastisch in der Hornkapsel aufgehängt. Ähnlich einem Klettverschluss sorgt eine spezielle Lamellenstruktur für Halt und Flexibilität in der Bewegung.
Wird diese empfindliche Lamellenstruktur in der Hornkapsel nicht ausreichend durchblutet, kommt es zu einer Schädigung des Gewebes durch eine unzureichende Sauerstoff- und Nährstoffversorgung.
Die Folge ist eine Entzündung der Huflederhaut. Entzündungsreaktionen wie Schwellungen sowie Flüssigkeitsansammlungen verursachen hier besonders starke Schmerzen, da der steigende Druck innerhalb der festen Hornkapsel nicht entweichen kann.
Ist die Verankerung des Hufbeins geschädigt, kann sich die Position des Hufbeins in der Aufhängung verändern: Das Hufbein sinkt ab oder dreht sich, wodurch noch mehr Druck auf die Hufsohle ausgeübt wird. Dieser Zustand ist für das Pferd sehr schmerzhaft.
Deshalb sollte bei Verdacht auf Hufrehe sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Je früher der Entzündungsprozess in der Anfangsphase gestoppt wird, desto besser kann die Behandlung sein. Bereits etwa zwei Tage nach Beginn eines akuten Reheschubes geht die Erkrankung in ein chronisches Stadium über.
Ursachen und Auslöser von Hufrehe
Die weitaus häufigste Ursache für Hufrehe ist eine falsche Fütterung („Fütterungsrehe“). Durch Fehlgärungen und schwere Störungen des Darmmilieus gelangen Giftstoffe in die Blutbahn. Diese können gefäßverengend wirken und so zu einer verminderten Durchblutung der feinen Gefäße, wie sie im Gewebe des Hufinneren vorkommen, führen.
Mehrere Auslöser der Hufrehe stehen im Zusammenhang mit dem Stoffwechsel:
- Vergiftungen (Schimmelpilzgifte, giftige Pflanzen)
- Krankheiten wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom) oder Cushing
- Hochdosierte oder dauerhafte Verabreichung von Medikamenten
- Kolik, Infektionen
Anders sieht es aus, wenn Hufrehe durch Überbelastung entsteht (Belastungsrehe), wie sie bei dauerhafter Überanstrengung oder beim Laufen und Stehen auf harten Böden auftreten kann.
Symptome von Hufrehe
Je nach Stadium und Verlauf zeigen Pferde typische Symptome. Diese sind unterschiedlich stark ausgeprägt und können, müssen aber nicht alle vorhanden sein:
- Klammer Gang
- Pferd bewegt sich ungern
- Wechselnde Entlastung der Beine
- Lahmheit, besonders auf hartem Boden und in engen Wendungen
- Schmerzreaktion beim Abdrücken mit der Hufzange
- Wärmeentwicklung im Hufbereich
- Verstärktes Pulsieren im Fesselbereich
- Vorgestreckte Vorderbeine, weit unter den Körper geschobene Hinterbeine („Rehehaltung“)
- Häufiges Liegen
Hilfe bei einem akuten Reheschub
Unterstützung durch den Tierarzt holen
Bei Verdacht auf Hufrehe muss sofort ein Tierarzt hinzugezogen werden. Hufrehe ist ein absoluter Notfall. Die betroffenen Pferde leiden unter starken Schmerzen und es besteht die Gefahr einer chronischen Erkrankung. Der Tierarzt stellt die Diagnose und kann mit den richtigen Medikamenten die Entzündung im Huf und die Schmerzen lindern. Je nach Bedarf können auch durchblutungsfördernde oder beruhigende Mittel eingesetzt werden.
Kühlen und großzügig einstreuen
Pferdebesitzer helfen ihrem Pferd, indem sie die betroffenen Hufe mit Wasser kühlen. Ein besonders komfortabler Ruheplatz erleichtert es dem Pferd, sich auf den schmerzenden Hufen zu halten oder hinzulegen. Dies kann eine geräumige, tief eingestreute Box oder ein abgetrennter, ruhiger Liegeplatz mit weichem Sand (ohne Steine) sein.
Ruhe
Es ist wichtig, dass das Pferd Ruhe hat, auch vor Artgenossen, und nicht zu viel oder zu schnelle Bewegung gezwungen wird, sondern entspannt liegen kann, wenn es das möchte.
Heu und Wasser
Als Futter sollte im akuten Schub nur mageres, einwandfreies Heu und Wasser zur Verfügung stehen. Auf Kraftfutter, Obst und Leckerlies ist unbedingt zu verzichten. Die weitere Fütterung erfolgt in Absprache mit dem behandelnden Tierarzt.
Richtig füttern: Was Pferde mit Hufrehe nicht fressen sollten.
Ein abgestimmtes Fütterungskonzept ist besonders wichtig für Pferde, die entweder ein erhöhtes Risiko haben oder bereits an Rehe erkrankt sind.
Getreide als Lieferant von Stärke
Kohlenhydrate, wie sie im Getreide enthalten sind, werden im Körper in Zucker umgewandelt und liefern nützliche Energie. Getreide eignet sich daher sehr gut als Energielieferant für Pferde, die regelmäßig trainiert und gearbeitet werden. Allerdings ist der Organismus des Pferdes nicht darauf ausgelegt, große Mengen an Kohlenhydraten zu verstoffwechseln. Eine sehr stärkehaltige Fütterung kann zu Dysbalancen und Fehlgärungen im Darm führen, die den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen und gleichzeitig Giftstoffe freisetzen können.
Bewusste Dosierung von Kraftfutter
Die Kraftfutterrationen sind daher der Arbeitsleistung anzupassen. Schnelle Ausritte oder Trainingseinheiten regen den Zuckerstoffwechsel an und rechtfertigen die Kraftfuttergabe. Bewegt sich ein Pferd nur nach Lust und Laune im Offenstall um die Weidehütte herum, kann der Bedarf in der Regel mit Heu und Mineralfutter ausreichend gedeckt werden.
Kraftfutter sollte in mehreren kleinen Portionen verabreicht werden, am besten auf zwei bis drei kleinere Mahlzeiten verteilt.
Für eine gesunde und normale Verdauungsfunktion ist Raufutter in angepasster Menge wichtig. Da Heu auch einen natürlichen Zuckeranteil hat, sollte es nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Es kann durch Heunetze oder durch Mischung mit hochwertigem Futterstroh so dosiert werden, dass lange Fresszeiten nicht automatisch zu einer Überversorgung mit Energie führen.
Vorsicht vor Süßem
Weidegras kann je nach Jahreszeit, Witterung und sogar Tageszeit einen hohen Anteil an Fruktanen enthalten. Diese pflanzlichen Mehrfachzucker bestehen hauptsächlich aus Fruchtzucker und speichern Energie im Gras. Langsames Anweiden und kontrolliertes Grasen ermöglichen eine strikte Begrenzung der aufgenommenen Mengen. Grundsätzlich steigt der Fruktangehalt im Winter, insbesondere bei Frost, da das Gras nicht wachsen kann und Energie speichert.
Vorbeugung von Hufrehe
- Futterumstellungen langsam vornehmen (über 14 Tage)
- Futterration hinterfragen (Ernährungsberater, Tierarzt)
- Futterqualität prüfen (kein Schimmel, Pestizide, Bakterien)
- Wiesen pflegen (Giftpflanzen!)
- Kraftfutter je nach Arbeitspensum und in kleinen Portionen geben
- Als Kraftfutter bevorzugt Hafer füttern
- Energiegehalt im Heu berücksichtigen
- Leckerlis und Belohnungsfutter sparsam einsetzen und mitberechnen
- Diät und mehr Bewegung für übergewichtige Pferde
- Sorgfältige und fachgerechte Pflege und Bearbeitung der Hufe
- Stoffwechsel unterstützen durch gesicherte Nährstoffversorgung
- Bewegung, Bewegung, Bewegung
Unterstütze den Stoffwechsel deines Pferdes
Wenn dein Pferd schon einmal Hufrehe hatte oder du befürchtest, es könnte gefährdet sein, achte auf qualitätsvolles Mineral- und Grundfutter. Außerdem raten wir dringend an zwei mal jährlich eine Entgiftungskur mit Leberkräuter wie dem DetoxBooster zu machen um den Leber- und Nierenstoffwechsel anzukurbeln.
Diese Frage ist für jeden Pferdebesitzer, der mit dieser schweren Krankheit konfrontiert ist, von entscheidender Bedeutung. Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Schweregrad der Erkrankung, von der Schnelligkeit der Diagnose und des Behandlungsbeginns sowie von der individuellen Reaktion des betroffenen Pferdes auf die Therapie.
Frühzeitige Erkennung und Behandlung
Die Heilungschancen eines an Hufrehe erkrankten Pferdes steigen erheblich, wenn die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt wird. Sobald die ersten Symptome auftreten, sollte umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden. Eine rasche Diagnose und der Beginn einer adäquaten Behandlung können den Verlauf der Hufrehe entscheidend beeinflussen und die Chancen auf eine vollständige Heilung erhöhen.
Akute vs. Chronische Hufrehe
Es ist wichtig zu verstehen, dass Hufrehe in akuter und chronischer Form auftritt. Bei einem akuten Schub, der schnell erkannt und behandelt wird, kann der Schaden oft begrenzt und eine Heilung erreicht werden. In dieser Phase ist es wichtig, die Entzündung zu kontrollieren und weitere Schäden zu verhindern. Chronische Hufrehe hingegen ist das Ergebnis wiederholter Schübe oder eines anhaltenden Zustandes. In solchen Fällen kann die Hufstruktur dauerhaft geschädigt werden, was die Heilungsaussichten verschlechtert. Dennoch können auch Pferde mit chronischer Hufrehe durch sorgfältiges Management und individuell angepasste Behandlungsstrategien eine verbesserte Lebensqualität erreichen.
Behandlungsoptionen
Die Behandlung der Hufrehe umfasst verschiedene Ansätze:
- Medikamentöse Therapie: Entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente.
- Hufpflege: Spezielle Beschläge oder Polsterungen können helfen, den Druck auf die betroffenen Stellen zu minimieren
- Fütterungsmanagement: Die Anpassung der Fütterung, insbesondere die Reduktion von Zucker und Stärke, ist entscheidend.
- Ruhe und Bewegung: In der akuten Phase ist Ruhe wichtig, in der Erholungsphase kann kontrollierte Bewegung hilfreich sein.
Die Frage, ob ein Pferd mit Hufrehe bewegt werden sollte, ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Stadium der Hufrehe, der allgemeinen Konstitution des Pferdes und der spezifischen Empfehlung des behandelnden Tierarztes. Hier ein detaillierter Überblick:
Akute Phase der Hufrehe
In der akuten Phase der Hufrehe, wenn die Symptome gerade erst aufgetreten sind und Schmerz und Entzündung ihren Höhepunkt erreichen, ist Ruhe extrem wichtig. Das Pferd bewegt sich oft instinktiv wenig, um die schmerzenden Hufe zu entlasten. In dieser Phase sollte das Pferd nicht zur Bewegung gezwungen werden. Stattdessen sollte ihm ein weicher, bequemer Untergrund in einer ruhigen Umgebung zur Verfügung gestellt werden, um den Druck auf die Hufe zu minimieren und Stress zu reduzieren. Jede Bewegung sollte darauf abzielen, weiteren Stress und Schmerzen zu vermeiden.
Erholungsphase
Sobald die akute Phase abgeklungen ist und das Pferd sich unter angemessener medizinischer Behandlung und Pflege zu erholen beginnt, kann es langsam wieder mit leichter Bewegung beginnen. Dies sollte jedoch immer unter strenger Überwachung und auf Anraten des behandelnden Tierarztes erfolgen. Bewegung in der Erholungsphase kann folgende Vorteile haben:
- Förderung der Durchblutung: Leichte, kontrollierte Bewegung kann die Durchblutung der Hufe fördern und so die Heilung unterstützen.
- Vermeidung von Atrophie: Leichte Bewegung beugt Muskelschwund vor, der bei längerer Inaktivität auftreten kann.
- Psychische Verfassung: Bewegung kann auch dazu beitragen, den mentalen Zustand des Pferdes zu verbessern, indem Langeweile und Stress reduziert werden.
Art der Bewegung
Art und Intensität der Bewegung sollten sorgfältig abgewogen werden. Im Allgemeinen wird empfohlen, mit kurzen, geführten Schritten auf weichem Untergrund zu beginnen. Harte, unebene oder steinige Böden sollten vermieden werden, da sie die Hufe zusätzlich belasten. Alle Bewegungen sollten langsam und vorsichtig ausgeführt werden, um Überlastungen zu vermeiden.
- Veränderungen im Gang: Eines der ersten Anzeichen ist oft ein schwerfälliger, steifer oder unbeholfener Gang. Das Pferd kann sich ungern bewegen, besonders auf hartem Untergrund, oder sich nur widerwillig bewegen.
- Auffälliges Verhalten: Pferde mit Hufrehe nehmen oft eine charakteristische Haltung ein, um den Druck von den schmerzenden Vorderhufen zu nehmen. Sie ziehen die Hinterbeine unter den Körper und strecken die Vorderbeine nach vorne (“Rehehaltung”).
- Hufüberwärmung und erhöhte Pulsation: Die Hufe, insbesondere im Bereich der Zehenspitzen, können sich ungewöhnlich warm anfühlen. Außerdem kann eine erhöhte Pulsation im Bereich der Fesselköpfe festgestellt werden.
- Schmerzreaktion: Auf Druck oder leichtes Klopfen auf die Hufwand oder -sohle kann das Pferd eine Schmerzreaktion zeigen. Die Verwendung einer Hufzange durch geschultes Personal kann spezifische schmerzempfindliche Bereiche identifizieren.
- Häufiges Liegen: Das Pferd kann versuchen, Schmerzen zu vermeiden, indem es sich mehr als üblich hinlegt. Es könnte auch zögern aufzustehen oder ungewöhnlich lange liegen bleiben.
- Veränderungen des Hufhorns: In einigen Fällen können sich Ringe oder Linien auf dem Hufhorn bilden, die auf wiederholte oder chronische Hufrehe hinweisen.
- Übermäßige Zuckeraufnahme: Eine plötzliche Aufnahme großer Mengen Kohlenhydrate (wie Getreide oder frisches Gras), die das Verdauungssystem des Pferdes überfordert, ist eine häufige Ursache. Die dadurch ausgelöste Fehlgärung im Darm kann zur Bildung von Giftstoffen führen, die die Hufdurchblutung stören.
- Futterumstellung: Rasche oder unangemessene Futterumstellungen können den Verdauungstrakt stören und zur Hufrehe beitragen.
- Zu viel fruktanreiches Gras: Besonders im Frühjahr oder nach Frosteinwirkung kann das Gras hohe Fruktanmengen enthalten, die Hufrehe auslösen können.
- Equines Metabolisches Syndrom (EMS): EMS ist eine Hormonstörung, die zu Insulinresistenz führt und häufig mit Hufrehe in Verbindung gebracht wird.
- Cushing-Syndrom (PPID): Pferde mit Cushing-Syndrom haben eine erhöhte Anfälligkeit für Hufrehe aufgrund des hormonellen Ungleichgewichts, das die Krankheit verursacht.
- Übergewicht: Es belastet die Hufe nicht nur mechanisch, sondern ist oft auch ein Zeichen für einen gestörten Stoffwechsel, der zu Hufrehe führen kann.