Kreuzverschlag Pferd
Kreuzverschlag beim Pferd, auch Feiertagskrankheit oder Nierenverschlag genannt, ist eine ernste Muskelerkrankung bei Pferden, die schnelle Aufmerksamkeit und Behandlung erfordert. Der Begriff Kreuzschlag wird manchmal synonym mit Kreuzverschlag verwendet, auch wenn es sich dabei ursprünglich um eine ältere Bezeichnung handelt. In diesem Ratgeber erfährst du alles, was du über Kreuzverschlag wissen musst.
Was ist Kreuzverschlag?
Der Kreuzverschlag, medizinisch auch Belastungsmyopathie oder Rhabdomyolyse genannt, tritt bei Pferden häufig nach intensiver Arbeit oder mangelnder Bewegung in Verbindung mit falscher Fütterung auf. Ein Verschlag beim Pferd geht mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einher. Besonders häufig sind Pferde betroffen, die nach einer Ruhephase wieder trainiert werden.
Ursachen von Kreuzverschlag
Diese Krankheit kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, die oft in Kombination auftreten. Ein umfassendes Verständnis der möglichen Ursachen für Kreuzverschlag beim Pferd kann dabei helfen, diese ernsthafte Erkrankung besser zu verhindern.
Fütterung
- Zu viele Kohlenhydrate
Eine Fütterung, die reich an stärkehaltigen Futtermitteln wie Getreide ist, kann das Risiko für Kreuzverschlag erhöhen. Kohlenhydrate werden in Glykogen umgewandelt und in den Muskelzellen gespeichert. Bei unzureichender Bewegung kann ein Überschuss an Glykogen zu einer Überlastung der Muskeln führen. Mit dem passenden Futter lässt sich der Muskelstoffwechsel gezielt unterstützen. - Unausgewogene Futterration
Ein Mangel an essentiellen Nährstoffen wie Vitaminen und Mineralien kann die Muskelgesundheit beeinträchtigen und die Wahrscheinlichkeit von Kreuzverschlag erhöhen.
Genetik
- PSSM
Hierbei handelt es sich um eine genetische Erkrankung, die vor allem bei bestimmten Pferderassen wie Quarter Horses, Warmblütern und Kaltblütern auftritt. Pferde mit PSSM speichern übermäßig viel Glykogen in ihren Muskelzellen, was zu wiederholten Episoden von Kreuzverschlag führen kann.
- Andere genetische Bedingungen
Es gibt weitere genetische Bedingungen, die den Muskelstoffwechsel beeinflussen und das Risiko von Muskelerkrankungen erhöhen können.
Training
- Unregelmäßiges Training
Pferde, die lange Ruhephasen ohne Bewegung haben und dann plötzlich wieder intensiv trainiert werden, sind besonders gefährdet. Die Muskulatur ist nicht ausreichend auf die Belastung vorbereitet und es kann zu Überlastungen kommen. - Intensives Training
Eine zu schnelle Steigerung der Trainingsintensität ohne allmähliches Aufwärmen kann die Muskulatur überfordern und zu Überlastungsschäden führen.
Kälte
- Kaltes Wetter
Ein Kreuzverschlag beim Pferd durch Kälte tritt häufig dann auf, wenn niedrige Temperaturen die Durchblutung einschränken und den Stoffwechsel der Muskulatur aus dem Gleichgewicht bringen. Dies ist besonders gefährlich, wenn Pferde ohne ausreichende Aufwärmung arbeiten müssen.
- Plötzlicher Wetterumschwung
Ein schneller Wechsel von warm zu kalt kann den Körper des Pferdes zusätzlich belasten und das Risiko von Kreuzverschlag erhöhen.
Stress und Aufregung
- Stressige Situationen
Transport, Turniere oder andere stressige Ereignisse können den Stoffwechsel beim Pferd beeinflussen und das Risiko von Muskelproblemen erhöhen. - Angst und Nervosität
Pferde, die zu Nervosität neigen, sind anfälliger für Muskelverspannungen und damit für Kreuzverschlag.
Hormonelle Einflüsse
- Hormonelle Schwankungen
Bei Stuten können hormonelle Veränderungen während des Zyklus oder nach der Geburt das Risiko für Kreuzverschlag erhöhen.
Feiertagskrankheit
- Inaktivität an Feiertagen
Der Begriff „Feiertagskrankheit“ stammt aus der Zeit, als Arbeitspferde an Sonn- und Feiertagen nicht arbeiteten, aber weiterhin reichlich gefüttert wurden. Die plötzliche Wiederaufnahme der Arbeit nach einer Pause führte häufig zu Kreuzverschlag.
Durch das Erkennen und Vermeiden dieser auslösenden Faktoren kann das Risiko von Kreuzverschlag bei Pferden erheblich reduziert werden. Eine angepasste Fütterung, regelmäßiges und kontrolliertes Training sowie eine sorgfältige Beobachtung des Gesundheitszustandes deines Pferdes sind entscheidende Maßnahmen, um dieser ernsten Erkrankung vorzubeugen. In schweren Ausprägungen kann ein tödlicher Kreuzverschlag beim Pferd nicht ausgeschlossen werden.
Symptome von Kreuzverschlag
Das Erkennen der Symptome von Kreuzverschlag beim Pferd ist von entscheidender Bedeutung, um schnell und wirksam reagieren zu können. Die Symptome können je nach Schweregrad variieren, aber einige Anzeichen sind typisch für diese Krankheit.
Steifheit und Schwierigkeiten beim Gehen
- Pferde mit Kreuzverschlag zeigen oft eine ausgeprägte Steifheit, besonders in der Hinterhand. Sie bewegen sich ungern und mit kurzen, abgehackten Schritten.
- In schweren Fällen kann sich das Pferd kaum noch bewegen und weigert sich, überhaupt zu gehen.
Harte und schmerzende Muskulatur
- Die Muskulatur, besonders im Rücken- und Kruppenbereich, fühlt sich hart und verspannt an. Dies kann oft durch Abtasten festgestellt werden.
- Das Pferd reagiert empfindlich auf Druck und Berührung in diesen Bereichen, was auf Entzündungen und Verletzungen der Muskulatur hinweist. Besonders das Kreuz des Pferdes zeigt deutliche Anzeichen von Verspannungen und Schmerzempfindlichkeit.
Starkes Schwitzen
- Ein häufiges Anzeichen ist, wenn das Pferd übermäßig, ohne ersichtlichen Grund, stark schwitzt. Das kann auch bei kühlerem Wetter oder ohne körperliche Anstrengung passieren.
- Schwitzen ist oft mit Unruhe und Nervosität verbunden.
Erhöhte Herz- und Atemfrequenz
- Eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie) und eine schnelle, flache Atmung (Tachypnoe) sind typische Zeichen von Stress und Schmerz.
- Diese Symptome sind darauf zurückzuführen, dass das Pferd versucht, den Schmerz zu bewältigen und die entstandenen Stoffwechselprodukte abzubauen.
Dunkel gefärbter Urin
- Ein besonders alarmierendes Symptom ist dunkel verfärbter, oft rotbrauner Urin. Ursache ist das Muskelabbauprodukt Myoglobin, das bei starkem Muskelabbau in die Blutbahn und schließlich in den Urin gelangt.
- Myoglobinurie kann die Nieren stark belasten und zu Nierenversagen führen, weshalb sofortige tierärztliche Hilfe erforderlich ist.
Unruhe und nervöses Verhalten
- Pferde mit Kreuzverschlag zeigen häufig Unruhe und nervöses Verhalten. Sie können unruhig im Stall hin- und herlaufen oder häufig ihre Position wechseln, um eine bequemere Haltung zu finden.
- Einige Pferde können sich auch auf dem Boden wälzen, um Schmerzen zu lindern, was jedoch das Verletzungsrisiko erhöht.
Schwierigkeiten beim Aufstehen
- In extremen Fällen kann das Pferd Schwierigkeiten haben, aus dem Liegen aufzustehen. Dies ist ein sehr ernstes Anzeichen und erfordert sofortiges medizinisches Eingreifen.
Erhöhte Körpertemperatur
- Eine leicht erhöhte Körpertemperatur kann ebenfalls beobachtet werden, da die entzündlichen Prozesse im Muskelgewebe eine systemische Reaktion hervorrufen können.
Wenn du bei deinem Pferd eines oder mehrere dieser Symptome eines Kreuzverschlags feststellst, ist es wichtig, sofort zu handeln. Hier sind einige Maßnahmen, die du ergreifen kannst:
- Beende jede Bewegung
Halte das Pferd sofort an und versuche nicht, es weiter zu bewegen. Jede weitere Anstrengung kann die Muskelzerstörung verschlimmern. Absolute Ruhe steht in dieser Situation im Vordergrund. - Tierarzt verständigen
Rufe sofort deinen Tierarzt an und beschreibe die Symptome so genau wie möglich. Eine schnelle Diagnose und Behandlung sind wichtig. - Warm halten
Decke das Pferd zu, um es warm zu halten und die Muskeln zu entspannen. - Flüssigkeitszufuhr
Stelle sicher, dass das Pferd Zugang zu frischem Wasser hat, um die Nierenfunktion zu unterstützen.
Das frühzeitige Erkennen und schnelle Reagieren auf die Symptome des Kreuzverschlags kann den Unterschied zwischen einer vollständigen Genesung und schwerwiegenden Folgen ausmachen. Achte daher immer auf das Verhalten und den körperlichen Zustand deines Pferdes, insbesondere nach intensiven Trainings- oder Ruhephasen. Ein leichter Kreuzverschlag verläuft bei frühzeitiger Behandlung in der Regel komplikationsloser und heilt meist vollständig aus.
Diagnose von Kreuzverschlag
Bei Verdacht auf Kreuzverschlag sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Die Diagnose wird normalerweise durch eine klinische Untersuchung und Bluttests gestellt, die erhöhte Muskelenzyme und Myoglobin im Blut nachweisen können. Die Blutwerte liefern entscheidende Hinweise auf das Ausmaß der Muskelschädigung. Das Blutbild bei Kreuzverschlag beim Pferd weist charakteristische Veränderungen auf, die die Diagnose unterstützen. In bestimmten Fällen kann zusätzlich eine Muskelbiopsie notwendig sein.
Behandlungsmöglichkeiten bei Kreuzverschlag
Die Behandlung vom Kreuzverschlag beim Pferd erfordert ein schnelles und systematisches Vorgehen, um die Schmerzen des Pferdes zu lindern, die Muskelschäden zu begrenzen und Komplikationen zu vermeiden. Hier sind die wichtigsten Behandlungsschritte und -möglichkeiten im Detail:
Sofortmaßnahmen
- Ruhe und Schonung
Das betroffene Pferd sollte umgehend ruhiggestellt und nicht mehr bewegt werden. Jede weitere Bewegung kann die Muskulatur zusätzlich schädigen. Wenn möglich, sollte das Pferd in eine warme, ruhige Umgebung gebracht werden. - Abdecken
Eine warme Decke kann helfen, die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung zu fördern. Dies ist besonders bei kaltem Wetter wichtig.
Tierärztliche Behandlung
- Schmerz- und Entzündungsbehandlung
Der Tierarzt wird Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente verabreichen, um die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu reduzieren. - Muskelrelaxantien
In einigen Fällen können Muskelrelaxantien eingesetzt werden, um Muskelkrämpfe zu lösen und die Muskeln zu entspannen.
Flüssigkeitstherapie
- Intravenöse Flüssigkeitsgabe
Die intravenöse Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um die Ausscheidung von Myoglobin zu fördern und die Nieren zu schützen. Elektrolytlösungen helfen, den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren und die Nierenfunktion zu unterstützen. - Orale Flüssigkeitszufuhr
Wenn das Pferd trinkfähig ist, sollte ihm ständig frisches Wasser zur Verfügung stehen.
Angepasste Fütterung
- Reduzierung der Kohlenhydrate
Die Fütterung sollte angepasst werden, indem der Anteil kohlenhydratreicher Futtermittel reduziert wird. Stattdessen sollten leicht verdauliche Fasern und fettbasierte Energieträger gefüttert werden. - Nahrungsergänzung
Zusatzfutter für Pferde mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen wie Vitamin E, Selen und Magnesium kann die Muskelgesundheit unterstützen und die Genesung fördern.
Ständige Überwachung
- Blutuntersuchungen
Der Tierarzt führt regelmäßig Blutuntersuchungen durch, um die Werte der Muskelenzyme (z. B. CK und AST) zu überwachen und den Krankheitsverlauf zu beurteilen. - Urinanalyse
Eine Urinanalyse kann helfen, den Grad der Myoglobinurie zu bestimmen und mögliche Nierenschäden frühzeitig zu erkennen.
Physiotherapeutische Maßnahmen
- Leichte Bewegung
Sobald die akuten Symptome abgeklungen sind, kann mit vorsichtiger, kontrollierter Bewegung begonnen werden. Dies fördert die Durchblutung und den Abtransport von Abfallprodukten in der Muskulatur. - Massage und Dehnübungen
Physiotherapeutische Maßnahmen wie sanfte Massagen und Dehnübungen können die Muskulatur lockern und die Heilung unterstützen.
Langfristige Behandlungsstrategien
- Regelmäßiges und angepasstes Training
Ein regelmäßiges, gut strukturiertes Trainingsprogramm ist entscheidend, um die Muskulatur zu stärken und Überlastungen zu vermeiden. Es sollte schrittweise aufgebaut und an das Leistungsniveau des Pferdes angepasst sein. - Stabile Umweltbedingungen
Plötzliche Veränderungen in der Umgebung oder im Tagesablauf sollten vermieden werden. Eine konstante Routine hilft, Stress und damit verbundene Muskelprobleme zu minimieren. - Kontinuierliche Futteranpassung
Die Fütterung sollte kontinuierlich an die Trainingsbelastung und die Bedürfnisse des Pferdes angepasst werden. Regelmäßige Kontrollen durch einen Fütterungsexperten können dabei hilfreich sein.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Alternative Therapien
- Akupunktur und Akupressur
Diese Techniken können zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung beitragen. - Homöopathie /Phytotherapie
Manche Pferdebesitzer und Tierärzte setzen homöopathische Mittel oder Kräuterpräparate ein, um die Genesung zu begünstigen. Einige Hausmittel gegen Kreuzverschlag beim Pferd finden ebenso unterstützend Anwendung. Dies sollte jedoch immer in Absprache mit einem erfahrenen Tierarzt / Tierheilpraktiker erfolgen.
Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen
- Nachuntersuchungen
Regelmäßige Nachuntersuchungen durch den Tierarzt sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu kontrollieren und die Behandlung anzupassen. - Vorbeugende Gesundheitschecks
Regelmäßige Gesundheitschecks helfen, Anzeichen für mögliche Muskelprobleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern.
Eine umfassende Therapie bei Kreuzverschlag beim Pferd ist erforderlich, um die Muskelschäden zu begrenzen, den Heilungsprozess effektiv zu unterstützen und möglichen Folgeschäden vorzubeugen.
Fazit
Der Kreuzverschlag ist eine ernste Erkrankung, die eine schnelle und richtige Behandlung erfordert. Mit einem guten Management, einschließlich der richtigen Fütterung, regelmäßigem Training und schneller Reaktion im Notfall, kannst du das Risiko für dein Pferd erheblich reduzieren. Achte auf die Symptome und suche bei Verdacht sofort einen Tierarzt auf, um das Wohlergehen deines Pferdes zu gewährleisten. Im Web kannst du auch zahlreiche Videos zum Kreuzverschlag beim Pferd finden, die wertvolle ergänzende Informationen und praktische Hinweise bieten.
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